Gebrauchsanleitung E65/RZ85
Umbauten/Basteleien
Segeln
Gebrauchtboote
kaufen
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Gebrauchtboote
kaufen
von Marian
Gunkel und Thomas Haverkamp
Faltboote
sind, genau betrachtet, unsterblich. Das Gerüst hält bei nur
leichter Pflege mehr als 2 Generationen, PVC-Häute erreichen z.T.
auch ein Alter von mehr als 45 Jahren (v.a. die alten aus den 50ern und
60ern). Durch den modularen Aufbau eines Faltbootes kann man auf einfache
Weise gebrochene, defekte Teile ersetzen und dem Boot zu einem neuen Leben
verhelfen.
Deshalb sind Faltboote aus zweiter Hand so interessant. Sie sind kostengünstig,
mit weniger Skrupel zu reparieren, weiterhin jahrelang nutzbar, z.T. sogar
historisch wertvoll.
Gerade
in Ostdeutschland, wo Poucher Boote zu Tausenden gekauft und genutzt worden
sind, ist der Gebrauchtbootmarkt kaum zu übersehen. Worauf man bei
Booten aus zweiter Hand achten muss, verrät der folgende Artikel.
Das
Wie und Wo der Bootsbeschaffung |
Neuboote
lassen sich sowohl beim Hersteller selbst - also Poucher
Boote GmbH - als auch bei diversen Händlern kaufen. Bei
einem Messekauf lassen sich einige Prozente sparen: Messerabatt, Barzahlrabatt
etc.
In Kürze werde ich hoffentlich eine Liste der deutschen Pouch-Händler
veröffentlichen können.
Gebrauchtboote
können u.a. über die folgenden "Kanäle" ausfindig
gemacht werden:
- Internet
An erster
Stelle bieten sich hier natürlich die Kleinanzeigen
von faltboot.org an. Aber auch bei der Zweiten
Hand, Berlin, finden sich häufig Gebrauchtboote (leider muss
man sich dort für die Telefon-Nummern der Anbieter gebührenpflichtig
anmelden oder die Papierausgabe kaufen).
- Anzeigenzeitungen
z.B. Heisser Draht, Such&Find, Zweite Hand, ...
- Händler
Viele Händler bieten neben Neubooten auch Gebrauchtboote an, man
muss nur nachfragen: z.B. Kanu-Connection
(Berlin), ...
- Vereine
Gerade in Ostdeutschland scheinen die goldenen Zeiten vorbei zu sein,
in denen man bei einem Kanu-Verein für einen Hunderter einen RZ
85 bekam. Trotzdem gibt es noch hunderte alter Faltboote, die in Vereinshäusern
lagern. Vereinseigene Boote sind oft leichter zu erwerben, da
für die neuen seelenlosen Plasteschüsseln der Vereinsmitglieder
Platz geschaffen werden muß, den die alten Faltboote einnehmen.
Boote von Privatpersonen sind schwerer zu bekommen: oft sind
Adressen der Besitzer nur aufwendig herauszubekommen, oft wollen sich
die Besitzer nicht von den alten Booten trennen. Bei "Schätzen"
wie den alten KTW-Pouch-Booten,
einem KS75
oder WEZ
80 lohnt sich Hartnäckigkeit.
- Bei
Opa auf dem Dach
Oft verbergen sich wahre Schätze auf Dachböden. So mancher
kann Geschichten davon erzählen, wie durch Zufall ein Faltboot
bei Oma, Opa oder wem-auch-immer auftauchte.
- Verwandte
und Bekannte
Oft haben sich diese in der Vergangenheit ein Faltboot angeschafft und
sind dann später doch lieber mit dem Auto weggefahren. Fragen lohnt
sich! Ich habe z.B. mein erstes Faltboot Kumari, einen RZ-85-Exquisit
mit Elefantenhaut, vom Vater einer Kommilitonin geschenkt bekommen...
- Sperrmüll
Ja, es gibt Leute, die völlig funktionstüchtige Faltbootauf
den Sperrmüll werfen. Und es gibt andere Leute, die immer wieder
mal ein Faltboot auf dem Sperrmüll finden. Augen auf und fix
sein!
Der
Kauf - was will ich haben? |
Wichtig ist
es, sich selbst zu seinen Ansprüchen/Paddelzielen/Fertigkeiten zu
befragen:
- Wo
will ich mit dem Boot hin?
Fernreisen, Nahziele, Flusstouren, Meer, ...
- Mit
wem will ich paddeln?
Allein, in einer Gruppe, mit Kindern, nur mit der/dem Liebsten?
- Wieviel
will ich ausgeben?
Hält die Urlaubskasse den Kauf eines Bootes aus? Lohnt es sich,
ein sehr billiges, aber schon arg mitgenommenes Boot zu kaufen, das
dann in 3 Jahren ersetzt werden muss?
- Bin
ich Bastler?
Mit viel Zeit und Bastlergeschick lassen sich stark gebrauchte Boote
wieder in einen fahrbaren Zustand versetzen. Manchmal kann sich aber
auch ein Schnäppchen als Loch ohne Boden erweisen. Im Zweifelsfall
lohnt sich durchaus ein teureres, aber besser erhaltenes Boot.
Preisvergleich
und Informationsbeschaffung
Ein Gefühl für die Preise bekommt man, indem man die Kleinanzeigen
im WWW und in Anzeigenzeitungen studiert. Vor einigen Jahren lagen die
Preise für einen RZ 85-3 noch bei ca. 500-700 DM, mittlerweile ist
die 1000 DM-Grenze überschritten.
Bevor man sich blind über eine Annonce für ein Boot entscheidet,
sollte man sich immer das Boot
anschauen.
Es lohnt sich, vorher in einem Bootsladen die derzeitigen Neuboote zu
inspizieren, um dann besser vergleichen zu können.
Gefällt mir, was ich sehe? Gefällt mir die Verarbeitung? Ein Probepaddeln
ist immer noch die beste Methode, um herauszufinden, ob das Boot wirklich
überzeugen kann.
Wie sitzt Du im Boot? Wenn es nicht ganz passt, keine Sorge: man kann
sich einfach eine
alternative Rückenlehne basteln.
Vorsicht vor Typenangaben in Annoncen: was dort als RZ 85 angeboten wird,
stellt sich vielleicht als Kolibri, Taimen oder anderes heraus. Das
Boot solltest Du am besten mit dem Vorbesitzer zusammen ab- und aufbauen.
So stellen sich eventuelle Brüche, Mängel an der Haut schneller
heraus. Auch ein Boot, dessen Gerüstteile nicht zusammenpassen, weil
sie aus verschiedenen Booten zusammengefügt worden sind, lässt
sich so identifizieren.
Du solltest Dich nicht zu sehr in das Boot verlieben, vielleicht gibt
es das selbe billiger anderswo.
Worauf sollte
man ausserdem achten?
- Nähte
Ältere Poucher Boote verrotten gern an der Naht zwischen Deck und
Haut. Dies ist z.T. der zeitweise schlechten Materialqualität geschuldet.
Aber auch ein Auseinanderbauen und Lagern der feuchten Haut kann schnell
zum Stocken, Schimmeln und Verrotten des Obderdecks führen. Achte
also darauf, dass am ganzen Boot Oberdeck und Haut miteinander verbunden
sind. Gibt es Stellen, an denen repariert wurde?
- Hautoberfläche
Fast jede Hautunterseite hat im Bereich der Bodenleiter und der Senten
Abschürfungen. Oberflächliche Kratzer sind zu vernachlässigen.
Vorsicht bei Abschürfungen, die bis auf das Baumwoll-Kerngewebe
gehen! Hier sollte ein Kielstreifen aufgeklebt/geschweisst werden.
Gibt es Flicken auf der Haut? Wie gross, wieviele? Sind sie noch
fest oder lösen sie sich? "Fachmännisch" geklebte
oder geschweisste Flicken sind völlig okay. Eventuell solltest
Du die Ecken und Kanten abschrägen und nochmals kleben/schweissen.
- Kleben die Kielstreifen noch?
Meist sind die Kielstreifen aufgeschweisst, sollten sich also nicht
lösen. Eventuell die Ecken nachkleben. Aufgeklebte Kielstreifen
können sich eher lösen, Obacht.
- Wie sitzt die Haut auf dem Gerüst?
Liegen die Nähte auf dem Gestänge? Falls die Naht sehr schief sitzt,
kann das Boot evtl. einmal schlecht aufgebaut worden sein und hat im
nassen Zustand diese schiefe Form angenommen. Dies hat negative Auswirkungen
auf das Auf- und Abbauen sowie das Fahrverhalten.
- Wann wurde das Boot zuletzt auseinandergenommen?
Bei sehr alten Booten, die jahrelang aufgebaut gelagert worden sind,
können sich einige Verbindungen festgesetzt haben. Also Augen auf
beim Abbau/Aufbau.
- Wie wurde es gelagert?
Aufgebaut: lag es flach oder auf zwei Trägern, die das Gerüst
verändert haben? Lag es trocken?
In Packsäcken: Lag es trocken? Hatten Mäuse Zugriff (kein
Scherz)?
- Verbindungen
Sind die Gerüstverbindungen verbogen (z.B. Flügel an der Bodenleiter,
Schrauben an den Spanten)? Hat sich jemand einmal "verbastelt"
und wichtige Teile zerstört?
Bootskauf ist eine Kunst. Eigentlich ist es ganz einfach, auch
wenn die obige Liste imposant aussieht. Wenn Du Deinen gesunden Menschenverstand
behältst, Dich nicht drängen lässt, wirst Du kaum einen
Fehler beim Bootskauf machen. Und wenn doch, kannst Du es ja wieder verkaufen
;-).
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www.pouch-inoffiziell.de/nutzung/gebrauchtboote.html
Marian Gunkel, 20.02.2000
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