![]() |
![]() Boote Nutzung der Boote FAQ Firma Links Literatur |
[home]
|
![]() |
von Ralph C. Hoehn Ein paar Hintergrund-Infos von Marian:
zurück zu Ralph's Bericht: Testfahrer:
Der
Inhalt des Packsacks mit dem neuen Pouch-Logo war fast noch richtig kalt,
direkt aus dem Laderaum des Transatlantikfliegers. Zur Verbindung der Spanten mit den Längsteilen des Gerüstes bringt Pouch innovativ Vierteldrehbeschläge zum Einsatz. Diese verursachten an den Verbindungen der Spanten 1 und 5 mit den Bordwaenden zunaechst etwas Ratlosigkeit: Die zu verbindenden Teile weichen hier doch weit vom rechten Winkel der Beschläge ab und wollen zunächst scheinbar nicht so richtig passen. Der
Griff zum Kniff: Die Spanten erst auf einer Seite durch die Vierteldrehbeschläge
mit den Bordwänden verbinden, das ganze Gerüst dann auf diese Seite legen
und die Holzteile leicht biegen, bis auf der anderen Seite alles locker
ineinander greift. Jeglicher Kraftaufwand ist völlig unnötig, in der richtigen
Lage paßt alles. Genial ist die Ausführung der Bodengruppe, an der allerdings anfangs alles furchterregend zu schlackern scheint. Sobald alle Teile einschließlich der Steuerschiene ineinander greifen und die Leisten an den bug- und heckwärtigen Stevenausläufern unter leichter Spannung durch zwei Bügel selbstsichernd verbunden sind, entsteht eine sehr stabile Einheit. Vor- und Achterschiff sind in sich formfest. Der hohe First im Vorschiff sorgt für eine gute Verteilung der Biegekräfte, die im Einsatz auftreten. Im Achterschiff sind die Deckleisten zweigeteilt und werden selbstsichernd unter leichter lateraler Spannung eingehakt. Trotz des relativ niedrigen Achterdecks ist deshalb auch hier ohne jegliche komplizierte Beschläge eine hohe Festigkeit gewährleistet. Der Konstrukteur hat mit einfacher Eleganz eine sehr hohe Formstabilität des Gerüstes erreicht. Das Resultat ist ein Boot, dessen Grundfestigkeit nachher völlig unabhängig von der Spannung der Haut ist, was einen enormen Sicherheitsfaktor darstellt! (Der Vollkommenheit halber sei erwähnt, dass Pouch sich z.Zt. darum kümmert auch die Verbindungen der Bordwände mittschiffs noch durch eine geringfügige Änderung zugsicher zu machen, was der ausgereiften Gesamtausführung zuträglich ist.) Alle
Gerüstteile sind nun sicher verbunden. Schnell noch eine Sitzprobe im
offenen Rahmen gemacht, um die Postition der Fußrasten auf den Paddler
einzustellen. Dabei stellte sich heraus, dass die Schiene für die Fußrasten
für mittelgroß bis kleiner gebaute Paddler zu weit vorne liegt.
Aufgrund
der besagten Formstabilität läßt sich das Gerüst sehr schön für den nächsten
Schritt handhaben, dem Einführen des Gerüstes in die Haut. Zuvor sollte
man die elastischen Leinen auf dem Vorschiff lösen, damit das Deck entspannt
und zentriert auf dem Gerüst zu liegen kommt. Dadurch stellt man sicher,
dass die Luftschläuche seitlich des Gerüstes frei nach unten hängen, die
Spannung der besagten Leinen rafft sie sonst mitsamt des Deckstoffes nach
oben zusammen. Diese Lehne ist wieder so eine genial einfache und dennoch multifunktionelle Detaillösung: Sie stützt das Achterschiff an der Bodengruppe ab und trägt so erheblich zur Gesamtstabilität des Bootes bei. Dabei steht sie im richtigen Winkel, um den unteren Rückenbereich beim entspannten Fahren effektiv zu stützen. Von dem "altmodischen Aussehen" einer hölzernen Lehne sollte man sich nicht täuschen lassen: Wenn der Sitz in seiner hintersten Stellung liegt stützt sie mich zumindest optimal! Nun noch Achterdeckleiste bzw. Excenterhebel runterdrücken und einhaken (die Haut ist jetzt in Längsrichtung gespannt), Keder in den Decklappen einigermaßen sauber aneinanderlegen, geschlitztes Rohr aufschieben, Cockpitkeder in den Süllrand legen, Lufschläuche gleichmäßig aufblasen (erzeugt die laterale Spannung der Haut und ist auch für schwache Lungen kein Problem, von durchtrainierten Paddlern ganz zu schweigen) -- fertig! Das Einbauen der Steueranlage haben wir hier bewußt unterschlagen, da nichts aufregendes dabei ist. Das Ruder haben wir ohnehin nur beim beladenen Boot versuchsweise zum Einsatz gebracht, im leeren Boot war es eigentlich überflüssig.
Unter
dem Süllrand ist auf Anhieb ein guter Kniehalt möglich, sobald man Fußrasten,
Sitz und Beinlänge des Paddlers in die richtige Relation gebracht hat.
Der Süllrand des E68 ist für ein Cockpitboot relativ groß. Einerseits ermöglicht das ein problemloses Ein- und Aussteigen (besonders beim Wiedereinstieg aus dem Wasser!), andererseits muß sich eine neue Spritzdecke erst einmal an diese Taillenweite gewöhnen: Beim ersten Einstieg wurden die Finger schon arg geschunden bis alles dicht saß. Auch dazu ein Kniff: Den hinteren Rand der Spritzdecke nicht nur über die Aussparung an der äußeren Süllrandunterkante spannen, sondern soweit wie möglich zwischen Süllrand und Deckmaterial klemmen, dann kann man sich in Richtung Bug vorarbeiten, ohne daß sich hinten etwas löst. Die Spritzdecke (Hiko T4) paßt sich im Übrigen schnell an, wenn sie erst ein paar mal naß war.
Der E68 beschleunigt leicht und läuft mit guter Gleitphase. "Länge zieht", das wird hier ganz deutlich; von den 5,00 m Gesamtlänge liegen selbst beim unbeladenen Boot schon über 4,60 m im Wasser. Dabei erscheint die Breite der Wasserlinie sehr schmal! Die durch diese schnelle Bootsform bedingte relativ geringe Anfangsstabilität bedurfte aber nur einer kurzen Eingewöhnungsphase, auch schon dadurch, dass die Endstabilität beim angekippten Boot sofort volles Vertrauen erweckt -- die gesamte Phase der Endstabilität ist absolut absehbar und völlig verläßlich. Auf
ebenem Kiel ist der E68 absolut spurtreu. Ihn im unbeladenen Zustand auf
ebenem Kiel zu halten, bedarf allerdings aufgrund der relativ geringen
Anfangsstabilität schon ein wenig Übung.
Achtung, um das Obige in Perspektive zu setzen wird's jetzt zwei Takte technisch:
... zur Bootsform, die es möglich macht ...
... zur Stabilität, die in Maßen vorhanden sein sollte ...
1. Paddler:
85 kg, fast gleichmäßig auf 185 cm verteilt Die leichte Entfernbarkeit der Steuerpedale und der Rückenlehne ermöglicht eine gute Gepäckverstauung bis an die Spanten 1 und 4. Es mögen in dieser Beziehung Beschwerden laut werden, weil bug- und heckwärts dieser benannten Spanten das Stauen nicht so leicht ist, aber schwere Gegenstände gehören ohnehin in die Bootsmitte und leichtere sollten bei entsprechender Verpackung auch in die Spitzen gebracht werden können. (Außerdem sollte dieser Platz aus Sicherheitsgründen ohnehin nach Möglichkeit reinen Auftriebskörpern vorbehalten bleiben.) Der E68 wurde mit besagten 50 kg beladen seitwärts zu Wasser gebracht und hielt der mittschiffs konzentrierten Gepäckbelastung leicht Stand (von ein wenig Knacken im Gerüst abgesehen). Bei dieser für (nicht expeditionsmäßige) Tourenzwecke relativ hohen Zuladung (wie sollte man viel mehr alleine tragen?!?) plus Paddlergewicht lagen die Luftschläuche immer noch deutlich oberhalb der Wasserlinie, es bestand also noch ein erheblicher rumpfformbedingter Reserveauftrieb. Schon beim Einsteigen bemerkt man die durch das zusätzliche Gewicht verursachte stark erhöhte Anfangsstabilität (sprich verbreiterte Wasserlinie), ist der Paddler erst im Sitz, liegt das Boot enorm stabil. Die massenbedingt längere Beschleunigungsphase belohnt das Boot durch eine ebenfalls stark verlängerte Gleitphase, eine positive Konsequenz der Bootsform, die selbst bei der relativ starken Waserlinienverbreiterung offensichtlich noch sehr effizient ist. Dabei muß man durch die höhere Afangsstabilität bedingt natürlich aggressiver ankanten um Richtungsänderungen vorzunehmen, was jedoch durch das zur Verfügung stehende Steuer sofort ausgeglichen wird (ein Steuer macht das Paddeln bei starker Zuladung bei fast allen Kajaks einfacher). Am Verlauf der Wasserlinie im Vergleich zur Decknaht gemessen, war das Boot in diesem Test zu stark in Richtung Bug getrimmt, man hätte mehr Gewicht ins Hinterschiff legen sollen. Trotz dieses potentiell ungünstigen Trimms fuhr der E68 weiterhin unbeirrt richtungsstabil. Allerdings lief die Bugwelle bei Sprintfahrt links und rechts bis auf das Deck, eben eine Trimmfrage.
Probe gefahren
wurde ein "traditioneller" Wanderstil (flache Paddelführung; langer ruhiger
Zug), ein angenäherter Rennstil (steile Paddelführung; kurze, explosive
Paddelschläge) und einige experimentelle Techniken dazwischen, alles mit
schönen Holzpaddeln mit relativ schmalen Blättern (Bending Branches Journey).
Süllrand- und Achterdeckkeder dichteten bei entsprechender Spritzdecke auch beim Eskimotieren und Scullen ausreichend; Tropflecks traten lediglich beim vollen Durchrollen am Süllrandkederstoß vorne und hinten auf.
Am 29. April
stellten wir den E68 zum ersten Mal der Öffentlichkeit in den USA vor.
Bei dieser Gelegenheit (einem Faltboottreffen in New York City, mitorganisiert
von Ralph Diaz) führten wir den Aufbau vor, ließen das Boot eskimotieren
und stellten dann den Anwesenden zwei Exemplare zu Probefahrten zur Verfügung.
Das Boot erfreute sich regen Zuspruchs, die interessierten Tester standen
Schlange. Die Kommentare waren durch die Bank positiv, Begeisterung wurde
öfter laut -- nicht zuletzt meine. [Anmerkung von Marian: Ralph Diaz hob während der Bootsbesprechung den E 68 nur an der Kederschiene hoch und war sichtlich beeindruckt: "It works!" :-)]
Wie schön, dass Pouch wieder neue Modelle entwickelt!
www.pouch-inoffiziell.de/boote/s2000bericht2.html |