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PVC (Bootshaut) schweissen

Thomas Büll beschreibt eine Zusammenfassung seiner Schweißergebnisse:

Bei meinem E 65-3 war im Deck eine der hinteren Ecken der Cockpit-Öffnung eingerissen. Dort ist als Verstärkung ein Streifen PVC-beschichteten Gewebes angearbeitet, das dem der Bootshaut ähnelt, aber nur einseitig beschichtet ist. Dieser Streifen war ebenfalls gerissen.

Die Original-DDR-Bedienungsanleitung empfiehlt eine heiße Messerklinge (ca. 140-160 Grad Celsius) oder einen Lötkolben (60 W) mit dünn gearbeiteter Spitze.
Bei Pouch selbst nehmen sie einen Heißluftföhn.

Ich habe dann erstmal mit einem 40-W-Lötkolben und mit einer Mini-Lötlampe (habe keine Heißluftpistole) diverse Versuchsteile vom Reparaturflicken erfolgreich verbrannt. Der Lötkolben war zu heiß, Davorhalten nicht warm genug. Mit der Flamme konnte ich die Wärmeübertragung zu schlecht regeln. Nach "zu weit weg" kommt sofort "verbrannt".

Die ersten erfolgreichen Versuche habe ich mit einer heißen Spachtelklinge hinbekommen, wodurch mir aufging, daß meine Lötspitze einfach nicht dünn genug gewesen war. Bei meinem local dealer bekam ich dann für wenig Geld eine spezielle Lötspitze für Kunststoffbearbeitung (an den Rundstab, dessen eines Ende in den Heizkörper eingepannt wird, ist seitlich eine dünne rechteckige Blechfahne angesetzt.)
Die Blechfahne erreicht gerade die richtige Temperatur um das Material anzuschmelzen und läßt sich sehr gut zwischen Basismaterial und Flicken führen. Auch das Ab-/Auftragen von PVC vom Rep.-Material auf kleine Abschürfungen klappt damit sehr gut.
Beim Aufbringen eines Flickens geht man dann in kleinen Etappen vor:
Erst die Kante des Flickens anschweißen, dann langsam weiter vorarbeiten. Flicken ein kleines Stück weiter auf das Basismaterial aufdrücken, Lötfahne dazwischen halten, wegnehmen, Flicken festpressen usw. bis der ganze Flicken fest ist.

Ist mit etwas Übung und geeignetem Werkzeug wirklich recht einfach und hält sehr gut. Die Lötfahne kann man sich so zurechtbiegen, daß man mit den anderen heißen Teilen des Lötkolbens der Bootshaut fernbleibt.

Und in einer Ergänzung:

Das Zusammenschweißen geht (bei kleineren Streifen) sehr schnell und hält sehr gut. Die Zugfestigkeit (Scheren der Naht) ist sehr groß. Ich habe auch mal eine Schweißung wieder auseinander gerissen. War gar nicht einfach. Es riß schließlich auch nicht die Schweißung sondern das PVC vom Gewebe. :-)

Ich habe aber beim Testen auch mal von einem Streifen das PVC ab und wieder aufgetragen und dann ein anderes Stück draufgeschweißt. Wenn überhaupt, dann war die Verbindung kaum weniger strapazierfähig als die anderen Schweißungen.

Beim Auftragschweißen ist es besser, in mehreren dünneren Schichten aufzutragen, dicke kann man schlechter gleichmäßig durchwärmen.

Mit Klebeverbindungen habe ich es nicht verglichen.

Georg Petersen ergänzt:

...führen. Auch das Ab-/Auftragen von PVC vom Rep.-Material auf kleine Abschürfungen klappt damit sehr gut.

Kann ich bestätigen. Nach einem Tag auf einem sehr, sehr bösen Bach, viele Steine, Baumstämme etc., wurde erstmal das Messer über den Juwel-Kocher gehalten und PVC vom Flicken geschabt und auf die Haut gespachtelt, Ostfaltboot wohlgemerkt.

Eine gebrochene Leiste wurde mit einem Stück Dosenblech verarztet. (Rechteck ausschneiden, Leiste darauf abrollen und Umfang markieren und dann zweimal falzen.) Verwendetes Werkzeug: Die Schere vom Schweizermesser und eine alte rostige Kombizange. Paßte beim ersten Versuch, OK, der Kollege war Schmied und Meltallbildhauer, ich würde wohl ein, zwei Dosen mehr brauchen, aber machbar isses.

Mit heißem Messer und Heißluftfön behandele ich auch immer die Schrammen an meinem Coleman.

Obige Methode würde ich bei 6000 Mark-Booten eher nicht anwenden, da lieber noninvasiv erstmal Gaffa-Tape oder Beiersdorf-Segeltape draufpappen und im Herbst Fachleute dranlassen.

 

 

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Marian Gunkel, 09.02.2000