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 E 65
RZ 85
RZ 96
Falt-Eski
Falt-Kanu
Single 2000

KS 75
Z 80

Vergleichstabelle aller Pouch Boote
Zubehör

RZ 85 - Fakten:

Maße
Breite 
85 cm
Länge 
5,50 m
Gewicht 
ca. 30 kg
max. Beladung: 250 kg
Packmass 
Stangentasche: 170 x 30 x 22 cm
Hautrucksack: 80 x 56 x 25 cm
Materialien
Gerüst
Spanten aus Birkensperrholz, Längsteile aus Esche
Oberdeck 
Baumwolle in rot, grün, blau, gelb, oliv
Haut 
PVC (alte Boote in grau, ab ca. 1999 in schwarz
   
Preis 
2904 DM
(PVC-Haut)
3180 DM
(Hypalon-Haut)
 
Zubehör
Packtaschen 
290 DM
Steuer 
318 DM
Segel 
483 DM (Pouch)
1113 DM (Pacific)
Auftriebs-körper 
50 DM
Spritzdecke 580 DM

 



RZ 85 - schnell & schick

Der RZ 85 (Reisezweier mit 85 cm Breite) wird schon seit den 50er Jahren hergestellt und ist mittlerweile in der 4. Generation. Trotz (oder gerade?) wegen seines Vorkriegs-Designs hat er traumhafte Fahreigenschaften, lässt sich allerdings schwierig aufbauen ...


Aufbau

Die meisten Menschen werden einen RZ 85 gebraucht erwerben. Dieser ist schon "eingeritten" und dadurch leichter aufzubauen.
Einen neuen RZ 85 aufzubauen erweist sich dagegen als schwierig [siehe auch Tips zum Aufbau eines RZ 85]. Viel Zeit und Kraft ist nötig, bis das Boot vor einem steht. Dies ist v.a. der noch nicht gedehnten Haut, aber auch den Holzlängsteilen zuzuschreiben. Wenn man ein erstmalig aufgebautes Boot für ca. eine Woche stehenlässt, nehmen die Holzteile langsam eine gebogene Form an und die Haut längt sich ebenfalls minimal. Das nächste Aufbauen ist dann schon spürbar einfacher.
Die Bug- und Heckteile sind vormontiert und es dauert nicht lange, bis man die Spanten 1 und 2 sowie 6 und 7 befestigt hat. Schwieriger wird das Einschieben in die Haut: die genaue Lage der Gerüstteile in der Haut ist wichtig. Achte auf die Innennähte der Haut-Oberdeck-Verbindung: diese muss über die Seitenwände des Gerüsts gelegt werden, damit sich die Haut nicht verzieht. Auch die Bodenleiter bereitet Schwierigkeiten: drücke sie ganz langsam und in Etappen herunter, bis sie ganz durchgedrückt ist, dann verschließe schnell die Flügel.


Peter Schwierzke (Klepper West, California) mit einem RZ 85-4 Gerüst


Anschließend werden die Seitenwände von Bug und Heck miteinander verbunden und die Spanten 3, 4 und 5 eingefügt. Dann noch die Süllrandleisten in die Taschen eingeschoben und die Rückenlehnen provisorisch in die Löcher im Waschbord geschoben. Zum Schluss werden das Waschbord sowie das Bumerangstück befestigt (mit Flügelmuttern, dies dauert bei einem neuen Boot ebenfalls sehr lange). Oft hilft es, die Muttern nacheinander nur eine Umdrehung weit anzuziehen.
Gerade bei schwer aufbaubaren Booten geht es einfacher, wenn man mit dem Waschbord in der Mitte beginnt und dann nach vorn und hinten hin die Spanten "einputtet". Bei Spante 2 und 6 hilft es, Bug/ Heck anzuheben, wenn der Bolzen zum Loch versetzt sitzt. Zum Schluss werden Steuer, Steuerbock (oder Gummisteuer) und Spritzdecke befestigt.
Nach ca. 4x Auf- und Abbauen kennt man diverse Tricks und Schwachstellen des Bootes, also verzweifle nicht. Übung macht die Meisterin! Die Fahreigenschaften des RZ 85 lohnen den Aufbau auf jeden Fall!

Ein kleiner Ansporn vom Poly:
"Für die meisten Leute müsste ein Faltboot heute auf Knopfdruck aufspringen wie ihr Regenschirm. Ein RZ-Aufbau setzt schließlich einen gewissen IQ voraus. Und wer den hat, und sportlich und finanzkräftig genug ist, macht lieber prestigeträchtigere und karrierefördernde Sachen wie Paragliding, Sky-diving, Canyoning..."

 

Fahreigenschaften

Ist der RZ erstmal aufgebaut, ist er eine wirkliche Freude. Beladen und unbeladen sind Anfangs- und Endstabilität beachtlich. Das Boot lässt sich schnell beschleunigen, hält sehr einfach eine hohe Geschwindigkeit und ist dabei sehr spurtreu (bei beladenem Boot hilft das Steuer trotzdem). Für den amerikanischen Faltboot-Guru Ralph Diaz ist der RZ 85 neben dem feathercraft K2 das schnellste Zweier-Faltboot auf dem derzeitigen Markt. Auf offenen Gewässern kann man sich absolut auf dieses Boot verlassen: in haarigen Situationen (Sturm an der türkischen Südwestküste, Brandungsstart an der Algarve, tagelanger Starkwind auf den Aland-Inseln) bewährte sich mein 28jähriger RZ85 hundertprozentig.
Auch großes Gepäck ist kein Problem: links und rechts der Paddler befindet sich eine Menge Stauraum - man muss nur kreativ sein!
Wie wäre es mit selbstgenähten Taschen, die man am Seitenbord einhängt, oder mit Gurten, die lange schmale Packsäcke halten?


Decksgepäck auf der Drawa, Polen



Material & Gebrauchstauglichkeit

Trotz aller Unkenrufe aus dem Hypalon-Fan-Lager: PVC ist leichter, langlebiger und pflegeleichter als Gummi oder Hypalon! Es kommt ohne zusätzliche Pflege aus, ist unempfindlich gegenüber Benzin oder Öl im Wasser (böse Zungen behaupten, dies war ein Muss auf den stark verschmutzten DDR-Gewässern!). Für die meisten Vorhaben ist es widerstandsfähig genug, ohne jedoch die


"Materialtest" an der Drawa, Polen

Abriebeigenschaften von Hypalon zu erreichen. Die meisten Kratzer gibt es dort, wo Gerüstteile auf Haut treffen (v.a. Senten und Bodenleiter), Abhilfe schaffen Kielstreifen.

Leider hat die Qualität der RZ 85 von den 60ern bis 1989 kontinuierlich abgenommen. Sind RZ's aus den 50er Jahren immer noch in Top-Form, fallen einzelne Boote aus den 70ern und 80ern schon auseinander. Im Falle eines Gebrauchtkaufes also Vorsicht! Bis Anfang der 70er verwendete Pouch noch die geniale, dicke "Elefantenhaut" (zu erkennen an der glänzenden Oberfläche und dem steifen Handling). Dann wurde bis in die 80er der RZ 85-Exquisit produziert - mit nicht wasserfest verleimten Spanten, die sich oft nach kurzer Zeit stark verbogen (nicht immer! es gibt diverse Exquisits, deren Spanten vorsorglich lackiert wurden und sich nicht verbiegen. Abhilfe bei gebogenen Spanten schafft ein Zurückbiegen über Wasserdampf und anschliessendes Lackieren).
Unter anderem der Bau der Exquisits begründete Pouchs schlechten Ruf, der den Booten noch heute (zu Unrecht) nachhängt. Ab etwa 1972 wurde auch eine deutliche dünnere Haut sowie ein leichteres Oberdeck verwendet, die Fertigungsqualität der Gerüste ließ ebenfalls nach. Es existierten mindestens 3 Versionen des Exquisit: eine Aufstellung der verschiedenen Exquisit-Versionen (unter "Modell-Historie") liefert Reinhard Steinke auf seiner website.
[mehr Infos: Welches Boot ist das?]

Nachwende-Boote haben sich dagegen deutlich gebessert: sie haben sichtlich geringere Toleranzen, die verwendeten Materialien sind ebenfalls besser geworden. Seit Mitte der 90er wird dasselbe Decksmaterial wie bei Klepper verwendet. Das PVC des Unterschiffs hat statt dehnbarem Baumwoll-Kerngewebe einen Kern aus nicht-dehnbarem Polyester. Die Boote lassen sich so bei Kälte leichter aufbauen als früher (die Haut zog sich bei niedrigen Temperaturen spürbar zusammen und verhärtete sich - nix für Kältepaddler unter -10°C!).

Die alte Spritzdecke genügt für Flüsse und Seen. Für alle größeren Gewässer sollte sie verändert werden, um den Wellenkräften zu widerstehen. Mittlerweile gibt es aber auch eine gute Auswahl an neuen Spritzdecken.
Wie bei den meisten Faltbooten ist das Cockpit ziemlich hoch. Kleine, aber auch große Paddler können sich unbesorgt auf einen Packsack setzen: der erhöhte Schwerpunkt führt nicht zu Instabilität, sondern zu besserem Einsatz des Paddels. Außerdem lässt sich so noch mehr Gepäck mitführen.
Tausende von Urlaubern haben den RZ in Bahnen, auf Autodächern und in Flugzeugen mitgenommen. Für meinen Geschmack ist die Stabtasche zu lang, dient aber beim Transport des verpackten Bootes auf dem Bootswagen als ausgezeichnete Deichsel. Ein wenig Polsterung durch die hoffentlich vorhandenen Schwimmwesten, dann kann auch dem Gerüst nichts passieren.

 

Fazit

Sowohl als Gebrauchtboot als auch als Neuboot ist der RZ 85 ein Schnäppchen. Die ausgezeichneten Fahreigenschaften lassen den schwierigen Aufbauprozess bald vergessen. Sicher kein Boot für den schnellen Sonntagsnachmittagsausflug, aber schon für einen Tagesausflug ist die Aufbauzeit zu vernachlässigen.

 

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20.03.2001