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65
Vergleichstabelle aller Pouch Boote
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Aufbau |
Die meisten
Menschen werden einen RZ 85 gebraucht erwerben. Dieser ist schon "eingeritten"
und dadurch leichter aufzubauen.
Einen neuen
RZ 85 aufzubauen erweist sich dagegen als schwierig [siehe auch Tips
zum Aufbau eines RZ 85]. Viel Zeit und Kraft ist nötig, bis das
Boot vor einem steht. Dies ist v.a. der noch nicht gedehnten Haut, aber
auch den Holzlängsteilen zuzuschreiben. Wenn man ein erstmalig aufgebautes
Boot für ca. eine Woche stehenlässt, nehmen die Holzteile langsam
eine gebogene Form an und die Haut längt sich ebenfalls minimal.
Das nächste Aufbauen ist dann schon spürbar einfacher.
Die Bug- und Heckteile sind vormontiert und es dauert nicht lange, bis
man die Spanten 1 und 2 sowie 6 und 7 befestigt hat. Schwieriger wird
das Einschieben in die Haut: die genaue Lage der Gerüstteile in der
Haut ist wichtig. Achte auf die Innennähte der Haut-Oberdeck-Verbindung:
diese muss über die Seitenwände des Gerüsts gelegt werden,
damit sich die Haut nicht verzieht. Auch die Bodenleiter bereitet Schwierigkeiten:
drücke sie ganz langsam und in Etappen herunter, bis sie ganz durchgedrückt
ist, dann verschließe schnell die Flügel.
Peter Schwierzke
(Klepper West, California) mit einem RZ 85-4 Gerüst
Anschließend
werden die Seitenwände von Bug und Heck miteinander verbunden und
die Spanten 3, 4 und 5 eingefügt. Dann noch die Süllrandleisten
in die Taschen eingeschoben und die Rückenlehnen provisorisch in
die Löcher im Waschbord geschoben. Zum Schluss werden das Waschbord
sowie das Bumerangstück befestigt (mit Flügelmuttern, dies dauert
bei einem neuen Boot ebenfalls sehr lange). Oft hilft es, die Muttern
nacheinander nur eine Umdrehung weit anzuziehen.
Gerade bei
schwer aufbaubaren Booten geht es einfacher, wenn man mit dem Waschbord
in der Mitte beginnt und dann nach vorn und hinten hin die Spanten "einputtet".
Bei Spante 2 und 6 hilft es, Bug/ Heck anzuheben, wenn der Bolzen zum
Loch versetzt sitzt. Zum Schluss werden Steuer, Steuerbock (oder Gummisteuer)
und Spritzdecke befestigt.
Nach ca. 4x Auf- und Abbauen kennt man diverse Tricks und Schwachstellen
des Bootes, also verzweifle nicht. Übung macht die Meisterin! Die
Fahreigenschaften des RZ 85 lohnen den Aufbau auf jeden Fall!
Ein kleiner
Ansporn vom Poly:
"Für
die meisten Leute müsste ein Faltboot heute auf Knopfdruck aufspringen
wie ihr Regenschirm. Ein RZ-Aufbau setzt schließlich einen gewissen IQ
voraus. Und wer den hat, und sportlich und finanzkräftig genug ist, macht
lieber prestigeträchtigere und karrierefördernde Sachen wie Paragliding,
Sky-diving, Canyoning..."
Fahreigenschaften |
Ist der RZ
erstmal aufgebaut, ist er eine wirkliche Freude. Beladen und unbeladen
sind Anfangs- und Endstabilität beachtlich. Das Boot lässt sich
schnell beschleunigen, hält sehr einfach eine hohe Geschwindigkeit
und ist dabei sehr spurtreu (bei beladenem Boot hilft das Steuer trotzdem).
Für den amerikanischen Faltboot-Guru Ralph Diaz ist der RZ 85 neben
dem feathercraft K2 das schnellste Zweier-Faltboot auf dem derzeitigen
Markt. Auf offenen Gewässern kann man sich absolut auf dieses
Boot verlassen: in haarigen Situationen (Sturm an der türkischen
Südwestküste, Brandungsstart an der Algarve, tagelanger Starkwind
auf den Aland-Inseln) bewährte sich mein 28jähriger RZ85 hundertprozentig.
Auch großes Gepäck ist kein Problem: links und rechts der Paddler
befindet sich eine Menge Stauraum - man muss nur kreativ sein! Wie
wäre es mit selbstgenähten Taschen, die man am Seitenbord einhängt,
oder mit Gurten, die lange schmale Packsäcke halten?
Decksgepäck
auf der Drawa, Polen
Material & Gebrauchstauglichkeit |
Trotz aller Unkenrufe aus dem Hypalon-Fan-Lager: PVC ist leichter, langlebiger und pflegeleichter als Gummi oder Hypalon! Es kommt ohne zusätzliche Pflege aus, ist unempfindlich gegenüber Benzin oder Öl im Wasser (böse Zungen behaupten, dies war ein Muss auf den stark verschmutzten DDR-Gewässern!). Für die meisten Vorhaben ist es widerstandsfähig genug, ohne jedoch die
"Materialtest"
an der Drawa, Polen
Abriebeigenschaften
von Hypalon zu erreichen. Die meisten Kratzer gibt es dort, wo Gerüstteile
auf Haut treffen (v.a. Senten und Bodenleiter), Abhilfe schaffen Kielstreifen.
Leider hat die Qualität der RZ 85 von den 60ern bis 1989 kontinuierlich
abgenommen. Sind RZ's aus den 50er Jahren immer noch in Top-Form,
fallen einzelne Boote aus den 70ern und 80ern schon auseinander. Im Falle
eines Gebrauchtkaufes
also Vorsicht! Bis Anfang der 70er verwendete Pouch noch die geniale,
dicke "Elefantenhaut" (zu erkennen an der glänzenden Oberfläche
und dem steifen Handling). Dann wurde bis in die 80er der RZ 85-Exquisit
produziert - mit nicht wasserfest verleimten Spanten, die sich oft nach
kurzer Zeit stark verbogen (nicht immer! es gibt diverse Exquisits, deren
Spanten vorsorglich lackiert wurden und sich nicht verbiegen. Abhilfe
bei gebogenen Spanten schafft ein Zurückbiegen über Wasserdampf
und anschliessendes Lackieren).
Unter anderem der Bau der Exquisits begründete Pouchs schlechten
Ruf, der den Booten noch heute (zu Unrecht) nachhängt. Ab etwa 1972
wurde auch eine deutliche dünnere Haut sowie ein leichteres Oberdeck
verwendet, die Fertigungsqualität der Gerüste ließ ebenfalls
nach. Es existierten mindestens 3 Versionen des Exquisit: eine Aufstellung
der verschiedenen Exquisit-Versionen (unter "Modell-Historie")
liefert Reinhard Steinke auf seiner website.
[mehr Infos: Welches Boot ist das?]
Nachwende-Boote haben sich dagegen deutlich gebessert: sie haben sichtlich geringere Toleranzen, die verwendeten Materialien sind ebenfalls besser geworden. Seit Mitte der 90er wird dasselbe Decksmaterial wie bei Klepper verwendet. Das PVC des Unterschiffs hat statt dehnbarem Baumwoll-Kerngewebe einen Kern aus nicht-dehnbarem Polyester. Die Boote lassen sich so bei Kälte leichter aufbauen als früher (die Haut zog sich bei niedrigen Temperaturen spürbar zusammen und verhärtete sich - nix für Kältepaddler unter -10°C!).
Die alte
Spritzdecke genügt für Flüsse und Seen. Für alle
größeren Gewässer sollte sie verändert werden, um
den Wellenkräften zu widerstehen. Mittlerweile gibt es aber auch
eine gute Auswahl an neuen Spritzdecken.
Wie bei den meisten Faltbooten ist das Cockpit ziemlich hoch. Kleine,
aber auch große Paddler können sich unbesorgt auf einen Packsack
setzen: der erhöhte Schwerpunkt führt nicht zu Instabilität,
sondern zu besserem Einsatz des Paddels. Außerdem lässt sich
so noch mehr Gepäck mitführen.
Tausende von Urlaubern haben den RZ in Bahnen, auf Autodächern und
in Flugzeugen mitgenommen. Für meinen Geschmack ist die Stabtasche
zu lang, dient aber beim Transport des verpackten Bootes auf dem Bootswagen
als ausgezeichnete Deichsel. Ein wenig Polsterung durch die hoffentlich
vorhandenen Schwimmwesten, dann kann auch dem Gerüst nichts passieren.
Fazit |
Sowohl als Gebrauchtboot als auch als Neuboot ist der RZ 85 ein Schnäppchen. Die ausgezeichneten Fahreigenschaften lassen den schwierigen Aufbauprozess bald vergessen. Sicher kein Boot für den schnellen Sonntagsnachmittagsausflug, aber schon für einen Tagesausflug ist die Aufbauzeit zu vernachlässigen.
www.pouch-inoffiziell.de/boote/rz85.html
20.03.2001